Freitag, 18. November 2011

Auf deiner Wiese

wenn ich
dem stöckchen
werde nachgelaufen sein
wirst du mich fragen
na was bringst du mir denn da
und ich werde
hecheln und wedeln
und du wirst sagen
ein wir
brav
ein schönes wir
und so
bekomme ich
mein liebstes leckerli
dich
wie ich dich will
und so mache ich
mich drehend
männchen
und warte
auf die stöckchen
die du wirfst

Donnerstag, 17. November 2011

versuchung

wasser so klar

berauscht wie

blutender wein

umwege ins dunkel

nicht fern

rasende unfälle

mit abblendlicht

warme in kalter

kalte in warmer hand

raschelmusik

sterbenden buntlaubes

die wirklichkeit

findet küsse

nur im abschied

lichtbogen

entschweißen

keuschheitsgürtel der vernunft

nur im parallelen

wortuniversum

zur lava der begegnung

als voyeur

lacht der nächste winter

hinter halb entblößter buche

die wir ohne

sich entladende blitze

nicht suchten

Montag, 14. November 2011

Himmlische Demokratie


Weit offen
das Himmelstor.

In der einst
so heißen Hölle
sitzen Sieger bis heute
und werfen unsere
Dollarnoten
ins Lagerfeuer.
Ihr Spiel
geben sie
nicht auf.
Noch
sind sie sicher,
dass wir anderen
bezahlen.


Auf der Casting-Show
Universum sucht den Superstar
mault Kandidat Gott,
er habe sich extra
den Bart halb abrasiert,
doch des Fürsten
Jury findet,
er schöpfe
trotzdem nicht genug
Quote.
Außerdem
sei der Werbespot
für Rasierklingen
bereits vergeben.
An homo sapiens.

Freitag, 21. Oktober 2011

Die Zeit wird alles richten



Während der Henker
unter roter Kapuze
und im T-Shirt
ich bin die zeit
dem Banker im
korrekten Outfit
den Kopf auf dem Richtblock
zurechtrückt,
ruft dieser,
aber richten
heißt doch nur
wieder in Ordnung bringen
Eben,
lächelt der Henker.



 (4)

Der Neandertaler sah Köpfe
fragte
Freund oder Feind
und klärte per Keule.
Der Stadtmensch sieht
Mitbewohner
und geht ungeklärt vorüber.
Der Fernsehmensch betrachtet
einen Wahrheitseintopf
und geht hungrig schlafen.

Der Computer nimmt
Milliarden mal Milliarden Pixel
wahr und doch
nichts.
Der Mensch erkennt
kein Pixel
und sucht doch
alles.


 (5)

Die Zeit
ist die einzige Mutter,
die alle Kinder,
die je ihrem Schoß entstiegen,
wieder in ihn zurückholt.

Ich habe solche Angst,
erkannt zu haben,
und ich bleibe,
wie ich bin
und schäme mich,
weil ich sie
nicht liebe.

 (6)

Du bist klug genug,
zu erkennen,
dass unsere Zeit
nicht ausreicht
zu erfassen,
was den Namenlosen
nicht angetan
werden darf,
was wir
nicht ändern können.

Ich bin so dumm,
ändern zu wollen,
was ich beginne,
zu verstehen,
und spiele doch nur
an Münchhausens Zopf
anstatt
auf deinen Rat zu hören,
mach doch
ein Gedicht daraus.

 (7)

Manchmal
besteht mir
die Woche
allein aus Montagen.
Wem ich zu begegnen
suche,
der scheint in mir geraubte
Sonntage entflohen.
Er läuft
durch mich hindurch,
ängstlich bemüht,
nicht an meine Teilchen
zu stoßen.
Ich habe ihn wohl
nicht berührt
oder zu sehr.
Warum geht
die Woche nicht weiter
und ich stehe
dem nächsten Montag
mit einem Sonntag im Rücken
gegenüber?
Geduld,
antwortet die Zeit
und wendet sich ab.

(8)

Sei nicht
pathetisch,
sagte eine Ameise
zur anderen.
Unsere Welt ist ungerecht,
aber unseren Wald
wirst du nicht
aufräumen.

Wenn der Bau der Königin
am Dach
der Bäume
kratzt,
verkürzt dir
der nächste Regen
den Weg 
bis zur Spitze.

Die Zeit
braucht keine
Pyramiden
für das Leben
nach dem Tod,
sondern
Regentropfen
für das davor.








Mittwoch, 12. Oktober 2011

Wär ich mit aufrechtem Gang geschlagen

Komm, Spielmann, klimpre die Lieder
Lass mich beim Tanz nicht allein
Es schwindet die Scham um die Fetzen,
kann ein Stück im Ensemble ich sein.

Die gelben und roten Sterne
Wer lachend sich biegt, sieht sie nicht.
Die an Kreuzen und Haken verbluten
sie spielen zum Spruch bei Gericht

Auf dem Kopf die Kappe berechtigt
zur Wahrheit, im Lachen versteckt.
Wie hämisch die Gesslers noch grinsen,
muss ich betteln, vom Staube bedeckt.

Ihr werft euren Münzen ins Hütchen,
wenn ich singe und tänzel dazu.
Ihr belacht jeden Grimm in Grimassen,
doch ich geb, so ich steh, keine Ruh.

Komm, Spielmann, klimpre die Lieder:
Deine Saiten sind mir Gewehr
Und vor besseren Zeiten fürchten
sich nur Maden bei meinem Verzehr.

Freitag, 7. Oktober 2011

Gerechtes Urteil

 Weil er
unter der Last seiner Ketten
zusammengebrochen war,
wurde er
auf der Flucht erschossen“.

Freitag, 30. September 2011

Blühende Landschaften


auf befestigtem weg
verstarb
ein verdammt fetter frosch
an altersschwäche

baumstümpfe 

träumen
von aufsprießenden
trieben

an der hauptstraße
liegt eine pyramide
abgewetzter koffer 


wenn es wärmer wird
hofft ein einzelner
hier gebliebener
wird alles wieder
lebendig

nebelstümpfe
fröscheln
im langen schlaf

Haltepunkt

Manchmal möcht´ ich all den Modder überspringen
Sieben Meter aus dem Stand, noch besser zehn
Möchte aufwärts fliegen
Lieder singen
Statt mürrisch Stuf´ für Stufe hoch zu gehen
Als würd´ dies frische Luft bedeuten
Möchte gleich zum großen Sturme läuten
Statt dass ich euer letztes Wort ertrage
Stell ich
Was wahr scheint
Noch in Frage

Dann seh ich meine Wegmarkierung wieder
Knie traurig grübelnd vor ihr nieder
Bin ich erneut im Kreis gelaufen?
Sind es die alten
oder neue Hundehaufen?

Samstag, 24. September 2011

ein Paar


Sie hetzen sich durch Wirklichkeiten,
die es in Wirklichkeit nicht gibt.
Sie pflegen ihre Eitelkeiten,
er sagt zu ihr, dass er sie liebt.

Sie liebt ihn auch,
sie lässt es ihn im Rausch von Küssen
und ausgestoßnen Schwüren wissen,
und außerdem ist dick ihr Bauch.

Längst hängen vor jenen Teilen
an denen sie verletzlich sind,
nicht mehr ganz frische Feigenblätter.
Und ohne tägliches Verweilen
da wurden beide taub und blind
für rauen Wind
und frostiges Familienwetter
 
Sie pflegen ihre Eitelkeiten,
vergessen langsam, wie man liebt.
Sie hetzen sich durch Wirklichkeiten,
die es in Wirklichkeit nicht gibt.

Freitag, 16. September 2011

Kunstbekenntnisse


Selten
bin ich
Realist.
Dann schreibe ich Science Fiction.

Gelegentlich
erkenne ich,
was ich alles nicht über die Liebe weiß.
Dann schreibe ich Liebesgedichte.

Oft
möchte ich
die ganze Welt verstehen.
Dann küsse ich den geknüpften Strick.

Sonntag, 4. September 2011

Frühlingsspaziergang



Einst ist der Hinz spazieren gegangen,
den Hauch neuen Frühlings im Winter zu fangen.
Es war noch nicht Zeit für üppiges Blüh´n,
aus junger Furche schoss schüchtern erstes Grün.

Und dann...
Mit majestätischer Ruhe sah er ihn nah´n,
den von Enten als Garde umgebenen Schwan.
Welch Gefieder - weiß wie frischester Schnee,
widergespiegelt vom schlafenden See.
Hinz war begeistert, fasziniert, entrückt,
hätt die Frühlingsgefühle so gern ausgedrückt.
Er sah auf dem Steg, dem morschen, oh Wonne,
in Strahlen getaucht von Morgensonne
eine Muse sitzen, eine nackte, junge,
er spürte sie schon auf seiner Zunge.
Er wollt´ sich so sehnlich küssen lassen,
lief schnell ihr entgegen, sie zu packen, zu fassen.
Er hätt es mit ihr bis zum Abend getrieben,
er wollte sie lieben, immer nur lieben.

Vom Steg ein Brett ist durchgebrochen
Und Hinz ist bibbernd ans Ufer gekrochen.
Endlich zu Hause war ´s zum Enten rupfen:
Oh, dieser Schnupfen, oh, dieser Schnupfen!

Samstag, 3. September 2011

Frühling



Knospen
öffnen sich
der nahenden Sonne.
Bienenfleiß und
Fruchtbarkeit.
Die Klapperstörche
beziehen ihre Wagenräder.
Ich verteile Honig
auf frisch gebackenem Landbrot
Bauer
fangen wirs an.

Freitag, 2. September 2011

Strandelegie



Wenn wir bei wenig Wärmegraden,
in dichten Nebelschwaden
baden,
ist´s Herbst.

Wenn jeder Vogel, der noch singt,
so krächzend wie ne Krähe klingt,
ist´s Herbst.

Sind abgegrünte Trauerweiden
die Schönen, die es nicht vermeiden,
sich uferseitig zu entkleiden, 
ist´s Herbst.

Kein Sonnenlicht uns müde winkt,
dass bald es wieder Frühling bringt,
s´ ist Herbst.

Wir gehn, mit Sommerfreuden vollgeladen,
durch diese dichten Nebelschwaden,
nach Haus in unsren Wannen baden...

Donnerstag, 1. September 2011

Homoerotischer Reigen



Schau der Winter greift den Frühling
kalt entschlossen rücklings an,
denn das ist ja so ein zarter
blumenreicher softer Mann.

Und der Frühling lässt beim Sommer
Wärme steigerndes Gefühl,
und dem Sommer wirds augustens
dann entschieden doch zu schwül.

So verschenkt er seine Früchte
an den Herbst mit Tau bedeckt,
der in seinem tiefsten Innern
schon des Winters Frost erweckt.

Und so stehn sie beieinander
jeder ein vollkommner Mann
Dass man fragt, wie ist es möglich,
dass das Jahr draus werden kann.

Einfach ists: Der Männer Wonne
wird erreicht nur durch die Sonne,
die´s mit allen Vieren treibt
und im Reigen Sieger bleibt.

Dienstag, 30. August 2011

Vergeblicher Sturm



Der Herbststurm liebt die Baumnatur
in absoluter Nacktkultur.
Wurd´ sattes Grün erst gelb, dann bunter,
reißt er die Blätterkleider runter
und wütet mit den Tannenmadeln,
weil die noch immer voller Nadeln:

Auch Erlen lassen alles fallen
bevor Novembernebel wallen.
Bald überdecke ich euch weiß,
doch euer Grün macht mich ganz heiß.
Ich bringe euch die kalte Welt,
vor der, was grün, in Starre fällt.

Wir sinds, die stolz dir widerstehen,
die grüne Wege weiter gehen.
Es schützt sich Mütterchen Natur
nicht blätterlos vor Kälte nur.
Klar wirst du es nicht unterlassen,
uns unters Nadelkleid zu fassen.
Doch selbst der Mensch erfreut sich kaum
am splitternackten Weihnachtsbaum.

Montag, 29. August 2011

Sterntaler


.

das mädchen
das für seine arbeit
euros bekam
und ausgab
litt am leiden derer
denen es noch schlechter ging
und verschenkte
seinen mantel und
seinen pullover und
seine jeans und
bluse und
string und
als es allein bekleidet
mit einem schneeweißen hemdchen
zitternd vor den mauern
eines schein-heiligen stand
öffnete sich ein fenster und
heraus rieselten
mitleidig silbern funkelnde
worte
geh doch nach
afrika da
ist es warm

Sonntag, 28. August 2011

Gummizelle



der tür
zu meinem Ich
fehlen klinken

jeden ruf
verschlucken wände

ich wünschte mir
vergessen

Samstag, 27. August 2011

leben um

lernen
um zu arbeiten
arbeiten
um zu erwerben
erwerben
um weiterzugeben
weitergeben
um unsterblich
zu scheinen
wann endlich ohne 
um zu

Freitag, 26. August 2011

futuristisches Klischee

Als die Userin
am Computer
einem leibhaftigen Menschen
begegnete
sprang sie schreiend
auf einen Stuhl und
zerdrückte
zeternd
die Maus
in ihrer Hand

Dienstag, 23. August 2011

chamäleon


in meinem aquarium
schwimmen
ungeborene identitäten

manchmal
schenke ich dir
welche

seltsam
du 
bist nur
du 

Montag, 22. August 2011

Menschwerdung



wann endlich
werde ich frei sein?
niemand steckt
mir mehr
seine keycard
in den schlitz und
ich arbeite 
sein programm ab


wann endlich
programmiere ich 
mich selbst?


Sonntag, 21. August 2011

klopf


klopfe nicht an
mein gestern

ich klopfte
ans vergessen und
auch mir
wurde nicht aufgetan

Samstag, 20. August 2011

trotzkopf


in mir
stampft
ein kleiner junge
mit dem fuß
weint
schreit
seine wut heraus
über den mann
der duldet