Mittwoch, 30. Januar 2013

oktober



wenn wir nach bäumen schaun
weil herbstgold wird verschenkt
sind erst die kronen braun
damit man tiefer denkt

im stamm steht noch der saft
in vielem grünem laub
das hat noch lebenskraft
die oben sind schon taub

bald fallen alle ab
beginnen zu vermodern
gehn ein ins erdengrab
bis frühlingsfeuer lodern

nach der lösung



der himmel
schwefelgold
nur alte
erinnern sich
an blau

trinkwasseruhren
vertilgen
virtuelle konten

in versinkenden städten
beseitigen viren
die letzten
fruchtbaren primaten

besitzer
gecleanten wassers
halten sich
für sieger

eine außerirdische studentin liest



als sie im letzten band
der kulturgeschichte
der menschheit
las
die vernünftigsten wesen
der erde
hätten sich
ihren planeten
unbewohnbar gemacht
wollte sie
dem buch
nicht glauben
wem hätten
diese vernünftigsten wesen
denn die besiedlung
der erde erleichtern?

kleine Klimakatastrophe



Ich setz mich für das Klima ein
ich spare Energie
Ich lass den Kühlschrank Kühlschrank sein
benutze ihn fast nie

Wozu ist der Balkon denn gut
dort ist ja soviel Platz
für meine Lebensmittelflut
für meinen Essensschatz.

Nun hatt ich alles rausgeräumt,
damit sichs besser hält
da hat der Frost sich aufgebäumt
und ich hab festgestellt:

Will ich was essen, warmgemacht,
muss ich zum Zähler schauen
ich brauch den Strom, wer hätts gedacht,
um alles aufzutauen

Wenn jetzt wer von Erwärmung spricht
schalt ich ihn einfach ab
Für mich fällt die nicht ins Gewicht
weil ich nen Kühlschrank hab ...

geschwistergerede


weißt du noch
bruder wind
damals
als unsre mutter gaja
noch jung war
wild und rassig
wie sie uns
gezähmt
wir sollen uns
abkühlen
ruhiger werden
uns benehmen
dass das baby
mensch
heranwachse?

so viele spielzeuge
hat sie ihm geschenkt und
immer weniger
durften wir uns
auf ihrer haut
austoben
damit dieses
unvernünftige wesen
ungestört 
ihre wärme genoss

weißt du
bruder wind
jetzt
treibt es dieser
vernunftalte mensch
ihr zu bunt und
sie lässt dich drohen

bruder wind
was meinst du
hoffen wir lieber
gajas fruchtbarkeit
gönnt uns später noch
ein vernünftigeren gespielen

stilles Bellen




Das Dröhnen der Mäher
richtet die
Ruhe am
Rande der Stadt.

Die Hand des Menschen
bringt Ordnung
in die Natur.

Ich wünsche mir
einem Rüden gleich
unrasierte Sträucher
zum Markieren.

Dienstag, 29. Januar 2013

Wasserweise




spuren von ionen
nitrat
nitrit
phosphaten und auch
chlorid
wir trinken´s gelassen
weil wir hier wohnen
könn wirs nicht lassen

asthma
neurodermitis
allergie
krebs und
tod
was haben ihr nur
´s ist alles im lot

wasserbällchen
hüpfen durch pfützen
singing in the rain
des lebens trank
des lebens segen
in kommende zeiten
dürsten kinder
nach regen
von geld
welch trocknende welt
welch trocknende welt

Montag, 28. Januar 2013

Trost




es ist nicht schlimm
mensch
wenn du
die heutige umwelt
zerstörst

es entsteht
immer wieder
eine neue

ob die nächste
dich vermisst?

Am tipi




der frau
mit dem einst
schwarz glänzenden langen haar
und dem krug in der hand
immer leicht geneigt
zu den trinkenden
unserer erde 
hat man
den schädel rasiert
und den krug entrissen 

geld grub ihr
ein gerüst aus runzeln
ins gesicht  

kommt männer
rauchen wir
pfeife vor
ihrem ende

Samstag, 26. Januar 2013

eine brillenfrage




bei uns bräunen
erbarmungslose sonnenstrahlen
wehrloses grün
zugleich zittern
australische schafe
in eisigem wind

klimaerwärmung?
ein schäfer winkt ab
unwahrscheinlich
ich brauche immer noch
fausthandschuhe

mister hyde
kassiert ölhonorar
für sein gutachten
wahrscheinlich bestehe
keine gefahr

Morgen




ein schlittenhund hechelt
mit schweißlos dichtem fell
durch heißen wüstensand

in brüchiges leder
gehüllt
ein letztes kind
uralt
unsre unfruchtbare erde

die eigenen
töchter und söhne
beschwerten ihr kreuz
mit kreuzen
aus holzimitat

der hof
des friedens
wartet

Barkeepers Vision




zwischen den eiswürfeln 
vergangener jahrtausende
schmeckt der scotch
einfach nur verötzt

berauschen wir uns
am mixen von
noch unbekanntem
 mit
frischem quellwasser

vom aber



   
mein kindergartenlieblingswort
in humus gesteckt und
fleißig angegossen
hüllt mich heute
als immergrüner
aberblütenbaum
in schützenden schatten

manchmal
aber
ersehne ich
bräunende lichtstrahlen
auf ungeschützter haut

mein baum aber meint
nur aus dem schatten heraus
sehe man weit

kein ende der geschichte



  
ausgehöhlt.
der baum
der erkenntnis
rissige borke
letzte alte zellen  
mühevoll
wandert wasser
aus edens boden aufwärts
zu tauben blüten
vergeblich
erwartet die schlange
reifende granatäpfel
für unsere süße
vertreibung 
komm eva
erkennen wir uns
zwischendurch
drinnen
im warmen mulch
ehe engel
lucifer uns
die bienen
erfindet

pegasus turtelt




Ich lerne das fliegen
es ist gar nicht schwer
ich brauche nicht flügel
einen stift nur – nicht mehr
 
ich lerne das fliegen
ach komm einfach mit
krall dich bei mir fest
ich fühle mich fit
 
kommt einmal die zeit
und ich stürze ab
dann landen wir beide
in feuchtkaltem grab

solange jedoch
gehört uns die welt
wir lassen den andern
das verlangen nach geld

Trauriges Kampflied



   
Werde ich zum markt getragen
schaue ich so traurig aus
denn ich fühl mich nirgends sicher
menschen sehn wie schlachter aus

gebt mir eine lanze
mühlen überall
wenigstens ging ich aufs ganze
kämpfte bis zum fall

Don oh Don oh Don Quichoote, Don, oh Don, oh Don Qichott´
Don oh Don oh Don Quichoote, warum nicht der Lanzelot

oben fliegt der storch nach süden
kommt zurück wenns ihm gefällt
warum hab ich keine flügel
zu entfliehn der kalten welt

gebt mir eine lanze …
Don oh Don …

Werde ich zum markt getragen
sind die arme federlos
und ich schwenk sie auf und nieder
ach wäre ich ein vogel bloß

gebt mir eine lanze…
Don oh Don oh Don Quichoote,…

Nachgesagt



   
Du bist eine hässliche eule
sprach der uhu …

und er lachte leise
was menschen alles
ausbrüten
sie kennen dich nicht
in schöner nacht

dann liebte er sie
und niemand sah zu

aquarianerlatein



   
ich habe sie alle
geliebt
sagte
entschwimmend
der fischmann

dabei
hatte er sie alle
nur bet-
rogen

du
brauchst ja nicht
nachher
den mund so voll nehmen
rief
eine fürsorgliche
maulbrüterin
ihm nach

am teich



wer weiß
wie ich als kaulquappe war
irgendwo im klaren
 
halt mich
sag nie mehr
sei doch kein frosch
 
wie trocken
allen lungenbläschen zum trotz
ist die luft 
lass mich
zum wartenden wasser und
lausche dem konzert

Vom königsfloh


   
es nahm einst im berliner zoo
im löwenschopfe platz ein floh
er strotzte regelrecht vor mut
und gierte nach des löwen blut

er schaffte wie mans kaum gedacht
nen flohstich dort von voller pracht
oh wie er badete der gute
in könig leuens frischem blute

es ist ihm sehr zu kopf gestiegen
wer kann schon könige besiegen
der floh sprang hoch zu den giraffen
dann in den zwinger voller affen

ihr braucht euch alle nicht genieren
ich bin der könig von euch tieren
sprach er wie man sich denken kann
am hals von einem rhesusmann

den es gejuckt bereits sehr lange
die krallen greifen wie ne zange
den floh der nun geknackt als laus
zwar spritzt noch löwenblut heraus
jedoch der königstraum ist aus

Dienstag, 22. Januar 2013

gewissheit


hurra mutti
ich hab

einen kuckuck gehört

dann

meinte mutter lächelnd
kommt jetzt
der sommer


tatsächlich

plagten danach
schneeschwere stürme
das land


mutter hielt
dem vorwurf in meinem blick

stand

was kommen muss
kommt
nur weiß niemand
den tag

Montag, 21. Januar 2013

Vom menschlichen Rhinozeros


Aus einem kleinen Tümpel
trank einst das Rhinozeros.
Dafür, dass der Durst dann gelöscht war,
dankt´s im Gehen mit Strahl und Geschoss.

So vermehrten sich Urinellen
und färbten das Wasser grün
und mit jedem neuen Besuche
dankt das Rhino dem Tümpel mit Sprüh´n.

Gern fraß es die Urinellen,
auch seine Familie – wie nett
Und beim Saufen, Fressen und Danken
wurd’s behäbig und müde und fett.

Im Tümpel erstarb alles Leben,
das schon lang nicht mehr lockend roch
An des kahlen Rhinos Skelette
starb ne Made, die einsam dort kroch.